@Özgün Turgut

Am 18. September 2025 feierte der kmfv sein 75-jähriges Bestehen mit einem festlichen und berührenden Festakt auf dem Gelände der Katholischen Stiftungshochschule München (KSH). Bei strahlendem Sonnenschein begann der Tag mit einem feierlichen Gottesdienst in der Jugend- und Campuskirche „Vom Guten Hirten“, zelebriert von Generalvikar Christoph Klingan und Dekan Ulrich Kampe. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst vom integrativen kmfv-Chor aus wohnungslosen Männern und Mitarbeitenden des kmfv unter der Leitung von Anna-Katharina Winkelmann, der mit Liedern wie „Großer Gott wir loben dich“, „You Raise Me Up“ und „Keinen Tag soll es geben“ für eine besondere Atmosphäre sorgte.

 

Im Anschluss versammelten sich die zahlreichen Gäste – deutlich mehr als ursprünglich angemeldet – zum Festakt im Ellen-Ammann-Seminarhaus der KSH. Christina Haack, Mitglied der Geschäftsleitung, eröffnete mit einem Rückblick auf die bewegte Geschichte des kmfv und würdigte die engagierte Arbeit der Mitarbeitenden sowie die zahlreiche Unterstützung durch Politik und Gesellschaft.

 

„Ohne die Unterstützung unserer Kostenträger – der Stadt München, des Bezirks Oberbayern, der Erzdiözese München und Freising, der Staatsministerien – und ohne die Zusammenarbeit mit unseren zahlreichen Partnern, Spenderinnen und Spendern und Ehrenamtlichen wäre all das nicht möglich. Vor allem aber: Ohne den großen Einsatz und die fachliche Kompetenz unserer Mitarbeitenden gäbe es dieses Hilfenetz nicht“, erklärte Haack.

 

Als erster Grußwortredner trat Prof. Dr. Peter Franz Lenninger, Vereinsratsvorsitzender des kmfv, daraufhin ans Rednerpult. In seinen Ausführungen stellte er die Leitplanken des kmfv als Fundament für dessen Arbeit heraus. Im Mittelpunkt stehe der Menschen, dem unabhängig von Herkunft, Religion, Alter und Geschlecht in seiner Notsituation mit Wertschätzung, Würde und Respekt begegnet wird. Wohnen sei somit mehr als ein Dach über dem Kopf, sondern die Gestaltung von Lebenswelten entsprechend den individuellen Bedarfen, Bedürfnissen und Fähigkeiten. Hilfen werden nicht isoliert, sondern ganzheitlich unter Einbeziehung der unterschiedlichen Felder wie Arbeit, Beratung, medizinischer Versorgung und psychologischer Betreuung geleistet. Dabei gebe sich der kmfv nie mit dem Status quo zufrieden, sondern suche immer nach neuen Wegen, um die Lebenssituation wohnungsloser Menschen nachhaltig zu verbessern – sei es durch die Initiierung wissenschaftlicher Studien oder die enge Kooperation mit der KSH.

 

Der kmfv, so Lenninger, nehme die bestehenden Herausforderungen an, wie den Mangel an bezahlbarem Wohnraum, die steigenden Zahlen arbeitender wohnungsloser Menschen und Menschen in kommunalen Notunterkünften sowie die prekäre Haushaltslage der Landeshauptstadt München. Auch in Zukunft werde sich der Verein für die bedarfsgerechte Ausgestaltung von Hilfe- und Unterstützungsangeboten einsetzen und seinen Beitrag zur Vermeidung und Überwindung von Wohnungslosigkeit leisten.

 

Als Vertreterin der Landeshauptstadt München war Bürgermeisterin Verena Dietl zu Gast. Sie leitete ihr sehr wertschätzendes Grußwort mit einem Erfahrungsbericht aus zahlreichen Besuchen in Einrichtungen des kmfv ein. „Es gibt Orte, da spürt man sofort: Hier steht der Mensch im Mittelpunkt. Der kmfv ist so ein Ort. Als Sozialbürgermeisterin sehe ich immer wieder, wie nah der Verein an den Menschen ist – wie er zuhört, begleitet und Perspektiven eröffnet.“

 

Weiter ging sie auf das gemeinsame Leitbild der Stadt München „Wohnen statt Unterbringen“ ein und darauf, dass niemand in München auf der Straße schlafen muss. „Aber es geht um mehr als ein Dach über dem Kopf – es geht um Chancen, Selbstbestimmung und Teilhabe“, so Dietl. Der kmfv verbinde dabei Akuthilfe, Übergangslösungen, Prävention und Nachsorge. Schritt für Schritt werden Menschen unterstützt, wieder ein selbstbestimmtes Leben zu führen – egal welche Hürden sie hinter sich haben. Abschließend bedankte sich die Sozialbürgermeisterin bei den Mitarbeitenden des kmfv für ihren Einsatz und dafür, dass der kmfv dafür Sorge trage, dass hinter jeder Zahl wieder ein Gesicht sichtbar wird und dass in München kein Mensch vergessen wird.

 

Auch der stellvertretende Bezirkstagspräsident Michael Asam begann sein Grußwort mit einer Anekdote zu seinem ersten Kontakt mit dem kmfv, den er als Bürgermister der Gemeinde Peiting hatte und als große Unterstützung für seine Bemühungen um wohnungslose Menschen in seiner Gemeinde empfand. Des Weiteren stellte er heraus, wie gut und wichtig die Zusammenarbeit des Bezirks mit dem kmfv sei und bereits vielen Menschen durch die zahlreichen geheimsamen Anstrengungen geholfen werden konnte.

 

Zudem versprach er sich weiterhin dafür einzusetzen, dass die Finanzierung der Angebote für die Wohnungslosenhilfe seitens des Bezirks gesichert bleibt, da Kürzungen im sozialen Bereich und insbesondere in der Wohnungslosenhilfe das ganze System ins Wanken geraten lassen können. Aus eigener Erfahrung habe er gesehen, welche negative Auswirkungen diese Kürzungen haben können. Dieses gelte es zu verhindern.

Humorvoll starte schließlich der Generalvikar der Erzdiözese München und Freising Christoph Klingan in sein den Festakt abschließendes Grußwort. Es sei im bewusst, dass der letzte Grußwortredner immer zwischen den Gästen und der Eröffnung des Buffets stehe und er sich daher kurzfassen wolle, zumal er bereits im Zuge der Predigt viel Redezeit gehabt hätte. Wichtig war es ihm zu betonen, wie essentiell die Arbeit des kmfv und seiner Mitarbeitenden ist, um Menschen mit Fürsorge neue Wege für sich finden zu lassen. Die Erzdiözese München und Freising werde, so Klingan, auch weiterhin tatkräftig den kmfv bei seiner Arbeit unterstützen.

 

Neben den Grußwortredner ließen es sich auch Oberbürgermeister Dieter Reiter und die bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales Ulrike Scharf nicht nehmen, dem kmfv mit Videogrußbotschaften gebührend zum Jubiläum zu gratulieren.

 

Musikalisch wurde auch der Festakt vom kmfv-Chor begleitet, der mit den Liedern „Take Me Home, Country Roads“, „Tage wie diese“ und „The Lion Sleeps Tonight“ erneut zu überzeugen wusste und die Gäste zum Mitsingen und Mitklatschen animierte. Besonders für die beteiligten Bewohner aus den Einrichtungen des kmfv, war dies ein ganz besonderer Moment. Man konnte ihnen von Lied zu Lied zusehen, wie das Selbstbewusstsein und die Freude am gemeinsamen Singen wuchsen.

 

Im Anschluss an den offiziellen Teil des Festaktes hatten die Gäste noch die Gelegenheit sich die Ausstellung „Alle wollen wohnen: kmfv – 75 Jahre Wohnungslosenhilfe in München“ anzusehen, die noch bis einschließlich 9. Oktober 2025 im Ellen-Ammann-Seminarhaus der KSH (Preysingstraße 95, 81667 München) besichtigt werden kann.

 

Mit einem Buffet und anregenden Gesprächen ging der Festakt schließlich an einem lauen, sommerlichen Abend zu Ende.