Einmal die Woche lädt der SkF München Frauen aus prekären Verhältnissen zu einem kostenlosen Mittagessen ein. Diesmal setzte sich Münchens Dritte Bürgermeisterin zu den Besucherinnen.
Die Mahlzeit für Frauen mit wenig Geld wird frisch zubereitet, manchmal gibt es auch Konzerte oder Lesungen, außerdem steht ein Computer mit Internetanschluss für die Besucherinnen zur Verfügung. Anlässlich des Tages gegen Armut am 17. Oktober besuchte nun Verena Dietl, Dritte Bürgermeisterin in München und Sozialpädagogin, den Mittwochstisch – und setzte sich mit an den Tisch. Die Frauen erzählten aus ihrem Leben und von ihren Sorgen - und wieder einmal zeigte sich, wie schwer es in München ist bezahlbaren Wohnraum zu finden und ihn auch im Alter zu behalten.
„Ich bin sehr begeistert, dass der SkF München den Frauen die Gelegenheit bietet hier so unkompliziert zusammenzukommen“, sagte Verena Dietl hinterher. Beeindruckt war sie auch von den Ehrenamtlichen, die jede Woche das Essen verteilen: „So ein Engagement brauchen wir für die Münchner Stadtgesellschaft.“ SkF-Geschäftsführerin Bettina Nickel erklärte: „Das Besondere an dem Angebot ist, dass die Frauen hier verweilen können, viele kommen früh und gehen spät, weil sie die Gemeinschaft und den Kontakt untereinander genießen.“ Zudem sei die Beratungsstelle der Offenen Hilfe nah, fügte Leiterin Irena Blome-Terhorst hinzu. Hier bekommen Frauen, die wohnungslos sind oder befürchten müssen, ihre Wohnung zu verlieren, Unterstützung.
In München sind etwa 266.000 Menschen armutsgefährdet, besonders betroffen sind Alleinerziehende, Familien mit drei oder mehr Kindern und Menschen mit Behinderung oder chronischen Erkrankungen. Angestiegen ist zuletzt auch die Zahl der älteren Menschen, die in Armut leben. Frauen sind besonders von Armut gefährdet. Rund 40 Prozent der Alleinerziehenden beziehen Sozialleistungen. Selbst mit Hochschulabschluss befinden sich Frauen mehr als doppelt so häufig wie Männer in prekären Arbeitsverhältnissen. Hinzu kommt die strukturell schlechtere Bezahlung in frauentypischen Jobs. Ehegattensplitting führt zudem dazu, dass es sich für Frauen lohnt wenig zu verdienen, in Notsituationen und im Alter sind sie dann aber oft nicht abgesichert.
Gleichzeitig bleibt Armut in der Öffentlichkeit vielfach unsichtbar. Vor allem Frauen schämen sich oft für ihre Situation und geben sich selbst die Schuld. Echte gesellschaftliche Teilhabe ist aus finanziellen Gründen nicht möglich. Das führt zu großer Einsamkeit. Auch deshalb gibt es den Mittwochstisch.